Forschung
Aktuelle Forschungsschwerpunkte resultieren aus den langjährigen Kontakten zu Industrieunternehmen der Druck- und Verpackungsbranche. Vertreter namhafter Unternehmen sind seit 2014 in einem Forschungsbeirat vereint, der die Mitglieder des Instituts bei der Identifikation von Forschungspotenzial berät. So entstehen Forschungsthemen in enger Anlehnung an Marktbedürfnisse und Markentwicklungen. Praxisrelevanz gilt als Voraussetzung für die Forschungstätigkeiten, Wissens- und Ergebnistransfer als ein wesentliches Ziel.
Das iP³ Leipzig ist aufgeschlossen gegenüber Ihren Forschungsideen und unterstützt Sie gern. Sprechen Sie uns an.
Kompostierbare Kunststoffe: Kein Freifahrtschein für die Umwelt
Forschung an der HTWK Leipzig zeigt: Auch „biobasierte“ Verpackungen können Mikroplastik verursachen
Verpackungen aus kompostierbaren Kunststoffen – etwa Zellulosefolien, PLA oder stärkehaltige Mischungen – gelten als umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichem Plastik. Doch unsere Forschung am Forschungsfeld „Nachhaltige Materialien und Prozesse“ zeigt: Ganz so einfach ist es nicht. Denn auch biologisch abbaubare Kunststoffe können Mikroplastik hinterlassen – je nach Materialtyp, Umweltbedingungen und Verwertungspfad.
In simulierten Kompostierungsprozessen haben wir beobachtet, wie sich eine Zellulosefolie innerhalb von 75 Tagen in sichtbare Fragmente zersetzte – biologisch zwar abbaubar, aber nicht rückstandsfrei. Noch kritischer sind PLA (Polymilchsäure) und stärkehaltige Blends: Sie zersetzen sich nur unter idealen Bedingungen industrieller Kompostierung, in der Praxis bleiben oft Mikro- oder sogar Makrofragmente zurück. Besonders problematisch: Einige Bestandteile wie PBAT oder bestimmte Weichmacher können in der Umwelt persistieren oder sogar toxische Wirkungen entfalten.
Ein weiteres Problem: Gängige Normen wie EN 13432 berücksichtigen keine Partikel kleiner als 2 mm – also genau jene Mikroplastikfraktionen, die für Mensch und Umwelt potenziell schädlich sein können. Zudem basieren viele Tests auf Laborbedingungen, die mit der realen Kompostierungspraxis wenig zu tun haben. In einer lokalen Kompostieranlage fanden wir z. B. selbst nach sechs Wochen noch Folienreste in der Größe von 3 × 3 cm.
Unser Fazit: Kompostierbare Kunststoffe sind kein Freibrief. Ohne passende Infrastruktur, realistische Prüfverfahren und eine differenzierte Betrachtung der Materialsysteme kann auch „Bio-Plastik“ zur Quelle von Mikroplastik werden.
Weitere Informationen und Einblicke in die Forschungsergebnisse erhalten Sie über unsere Arbeitsgruppe iP3 Leipzig oder bei Dr. Simon Hamblyn / Prof. Dr. L Engisch
