4 plus x – Wissensdurst in der Semesterpause
07.10.2016
Nein – keine „höhere“ Mathematik, sondern eine Woche (26.-30.09.2016) Exkursion für Studenten der Verpackungstechnik (Bachelor und Master). 4 Unternehmen der Verpackungsbranche standen auf dem Programm, dazu die FachPack, Fachmesse für Verpackungslösungen, die mit 1.537 Ausstellern reichlich Angebot schuf, nach individuellen Interessen x Firmen aufzusuchen.
Einen süßen Start gab es bei Ferrero, Stadtallendorf (Mittelhessen) – Naschen vom Band. Aber natürlich interessierte vielmehr, was auf dem Band passierte. Mit Taktzahlen bis 400 pro Minute werden Mon-Chéri- und Küsschen-Pralinen eingeschlagen und Kindermilchschnitten in Schlauchbeutel verpackt, anschließend mit Robotern in die Faltschachteln konfektioniert. Beeindruckende Geschwindigkeiten, beeindruckende Präzision.
Bei der Huber Packaging Group in Öhringen werden Packmittel aus Weißblech hergestellt, so Eimer, Dosen, Kanister für z. B. die chemische und Lebensmittelindustrie und 5-Liter-Partyfässer. Gern hätte hier der eine oder andere mit Bier den süßen Pralinengeschmack vom Vortag nachgespült, doch abgefüllt wird erst in der Brauerei.
Eine Vielzahl von Arbeitsverfahren – vom Runden und Schweißen des rechteckigen Blechzuschnitts, Expandieren zur Fassform, Anbringen der separat gefertigten Böden und Deckel, Innen-Schutzlackieren und Trocknen bis zum Integrieren des Zapfhahns – ist erforderlich für die Herstellung der Fässer. Nach 37 Minuten Bearbeitungszeit verlassen sie die Produktionsanlage, 4.000 Stück in der Stunde. Dann schließt sich eine logistische Herausforderung an, denn beim Transport der Partyfässer zum Abfüller wird mit jeder Palette viel Luft transportiert, passen doch nur ca. 120 Fässer auf eine Palette.
Die Firma Pfäffle Verpackungen im schwäbischen Lorch nahe Göppingen ist spezialisiert auf Konstruktion und Produktion von Faltschachteln, Thekenaufstellern, Displays u. ä. Auch findet man hier klassische Buchbindereiprodukte, wurden doch gerade hochwertig veredelte Schuber für eine Sonderedition der „Herr der Ringe“ produziert, mit den extern gebundenen Hardcover-Büchern versehen, etikettiert und versandfertig gemacht.
Herausragend und als Vorreiter zu betrachten ist Pfäffle im Bereich der individuellen Verpackung. Bei Aktionen in Zusammenarbeit mit z. B. Lindt oder Hachezgestaltet der Endkunde seine Pralinen- oder Schokoladenverpackung über ein Online-Portal selbst, sie wird dann bei Pfäffle gedruckt, gefertigt und gefüllt. Dazu steht eine von derzeit weltweit nur zwei HP-Indigo-Digitaldruckmaschinen, die für den Lebensmittelbereich ausgelegt sind, im Unternehmen. Digitaldruck in der Lebensmittelbranche heißt aber zu berücksichtigen, dass die lebensmittelechte Digitaldruckfarbe bislang nur von einem Hersteller zu beziehen ist, der Karton zunächst mit Primer versehen und der Farbauftrag anschließend überlackiert werden muss und Klickkosten ein Preislimit setzen, das Auflagenhöhen begrenzt.
Letzte Station, schon auf halbem Weg wieder nach Leipzig, bildete die Firma Heinz Glas in Kleintettau, Thüringen. Deren Mettier ist die Herstellung und Veredelung von edlen Flakons und Tiegeln, die in der Parfüm- und Kosmetikindustrie zur Anwendung kommen. Mit dem Packstoff Glas und wurde somit ein weiteres Exkursionskapitel aufgeschlagen.
Das weitaus größte Spektrum jedoch bot mittendrin die FachPack in Nürnberg. Unternehmen aus allen Bereichen der Branche waren vertreten – vom Materiallieferanten, Packmittelhersteller und Abfüller bis hin zu Unternehmen, deren Betätigungsfeld Produktsicherheit, gerade im Pharmabereich, oder Logistik ist. Der Tag reichte nicht aus, sich wirklich allseitig zu informieren. Hier hieß es, Prioritäten setzen.
Wir danken an dieser Stelle allen Unternehmen für die freundliche Aufnahme, die Zeit für informative Rundgänge und Vorträge sowie die Bewirtung und der Fritz-Landmann-Stiftung das für Sponsoring des Busses. Dank auch an Prof. Eugen Herzau, auf dessen traditionelles Engagement hin auch in diesem Jahr wieder die Exkursion zustande kam.
Text: Inés Heinze
Foto: HTWK Leipzig