innoPRINT Leipzig 2023
11.11.2023
Energiegeladen durch den Vormittag
Die vergangenen Monate waren geprägt von politischen und polemischen Diskussionen rund um Energie und Mobilität, manchmal scheint dabei ingenieurwissenschaftliches Faktenwissen zu kurz zu kommen. Bei der diesjährigen innoPRINT-Veranstaltung rückten Vorträge und Podiumsdiskussion das Thema Energie und Ressourcen auf eine sachliche Faktenbasis. Wie gewohnt führte Beatrix Genest vom Sächsischen Institut für die Druckindustrie durch das Programm.
Dr. Gert Schlegel, HZwo – Hydrogen Technology Cluster, stellt die Frage, ob Wasserstoff der Energieträger der Zukunft sein kann und welche Herausforderungen bei der Umsetzung alternativer Antriebskonzepte bestehen. Wasserstoff ist das häufigste Element im Universum. Mit seiner Herstellung aus regenerativen Energien wie Photovoltaik oder Windkraft und seiner Nutzung in Brennstoffzellen lässt sich Wasserstoff selbst in einen grünen Energieträger umwandeln. Die Nutzung von Wasserstoff-Brennstoffzellen zur Mobilität beispielsweise ist immer da sinnvoll, wo große Lasten transportiert, große Entfernungen zurückgelegt oder 24 Stunden Einsatz gefordert sind.
Dr. Ralph Dittmann, WKS Druckholding GmbH, widmet sich Katalogen und Prospekten. Printwerbung – ist die nicht out? So „ungrün“? Der Referent nahm die Zuhörer mit auf eine statistische Reise, auf der mit Mythen über unökologische Printprodukte aufgeräumt wird, aber auch die derzeitige prekäre Situation auf dem Papiermarkt mit ihren Auswirkungen auf Druckereien aufgezeigt wird. Er zeigte an handfesten Fakten u. a. das Leseverhalten von Printprodukten und den CO2-Abdruck, den wir durch Nutzung digitaler Medien verursachen, auf.
Resilient und erfolgreich – mit Energie in die Zukunft, unter diesem Motto bestreiten Christian Heinrich, Salzland Druck, Prof. Stephan Schönherr, HTWK Leipzig, sowie die beiden Referenten Dr. Gert Schlegel und Dr. Ralph Dittmann unter Leitung von Prof. Lutz Engisch, HTWK Leipzig, die Podiumsdiskussion. Die Einführung nachhaltiger Energiekonzepte stellt Unternehmen wie auch Privatpersonen vor Herausforderungen. Technische Umsetzung und Finanzierung sei das eine, komplex seien aber auch zeitaufwändige Genehmigungsverfahren. Schwierigkeiten sieht Heinrich besonders für kleine Mittelständler, hier wünscht er sich einen Leitfaden als Hilfestellung für die Umsetzung der Energiewende auf Firmenebene. Wäre das Durchspielen von Szenarien im Rahmen von studentischen Abschlussthemen dabei nicht eine Hilfestellung? Schönherr kann sich das gut vorstellen.
Im Resümee heißt es, lieber kleine Schritte gehen als große Reden halten. Auch ohne Umstellung der gesamten Energieversorgung auf neue Systeme im Unternehmen oder Haushalt lässt sich bei exakter Analyse der Verbrauchsstellen das eine oder andere Verbesserungspotenzial aufdecken, und sei es nur der Austausch einer Glühlampe gegen eine LED.
Im letzten Teil der Veranstaltung stellten Studenten Ergebnisse ihrer wissenschaftlichen Arbeit vor. Natalie Früholz untersuchte Umweltauswirkungen von Verpackungsfolien aus konventionellem und Biokunststoff. Sie betrachtete dabei sechs Kategorien. Im Ergebnis konnte keine Folie als die umweltfreundlichste herausgestellt werden. Biofolien mit Recyclatanteil fielen jedoch geringfügig besser aus als Virgin-Folie. Die biologische Abbaubarkeit stellt derzeit keinen ökologischen Vorteil dar.
Arne Schmidts Vortragstitel fasst in einem Satz alle Schwerpunkte zusammen: „Verdrucken von Nanocellulosefasern in konventionellen direkten Druckverfahren auf Karton und anschließendes Prägen mit Hilfe von 3D-gedruckten Prägewerkzeugen“. Hintergrund sind die in Millionenhöhe angefallenen Corona-Selbsttest-Kits aus Kunststoff, für die eine kunststofffreie abbaubare Alternative gesucht wird.
Unter dem Motto „Lernen dann, wenn man aufnahmefähig ist, nicht wenn es der Stundenplan vorsieht“ hat sich Bianca Gierth-Scheer mit eLearning-Plattformen auseinandergesetzt. Die Referentin stellte das freiverfügbare, kostenfreie interaktive Tool H5P mit Anwendungsbeispielen vor.
In ihrem wissenschaftlichen Beleg hat Janna Rabe Tropfenformationen im Continuous Inkjet untersucht. Sie modellierte den Zusammenhang zwischen Frequenz, Anfangsamplitude und Abrisszeit des Tropfens. Eine experimentelle Prüfung der Ergebnisse sei noch notwendig.
Die Moderatorin verabschiedet die Gäste mit der Aufforderung, über den Branchenrand zu blicken und das Gespräch zu suchen mit Fachfremden zu den angesprochenen Themen. Ein Vorschlag könne dafür auch eine Veranstaltung über die Fakultäten hinweg oder mit der Universität sein.
Ein Wiedersehen in dieser Runde gibt es zu innoPRINT im nächsten Jahr am 09.11.2024.