Printed Smart Devices
14.06.2018
Printed Smart Devices – wie man mit konventionellen Druckmethoden interaktive und digitale Produkte erschafft
Referentin Dr. Karin Weigelt, Geschäftsführerin von Prismade Labs GmbH in Chemnitz, begann ihren Vortrag mit einer Vision aus dem Jahr 2004, die in der Ausstattung sämtlicher Produkte im Einzelhandel mit RFID-Etiketten bestand. Jeder Joghurtbecher und jede Pralinenschachtel sollte auf diese Art gekennzeichnet werden. Lästiges Anstehen an der Kasse im Supermarkt entfällt – beim Passieren eines Scanners melden die Artikel ihren Preis und die Abbuchung von der Kreditkarte folgt auf dem Fuß. Nur nach Hause tragen muss man seinen Einkauf noch.
Doch der Preis für einen RFID-Tag von 10…20 Cent vereitelt nach wie vor eine Umsetzung dieser Idee für Artikel des täglichen Bedarfs mit ihrem in der Regel niedrigen Preisniveau. Zudem ist das Recycling problematisch, denn der Chip macht aus jedem Packmittel ein Elektronikprodukt. So kommt die Kennzeichnung von Artikeln mittels NFC oder RFID bis dato lediglich für Premiumprodukte wie hochpreisige Spirituosen zum Einsatz. Zur Realität geworden ist die RFID-Kennzeichnung für Umverpackungen oder komplette Ladeeinheiten, zum Beispiel von Mehrwegbehältern und Paletten, wo sie wesentlich zur Optimierung der Logistikprozesse beiträgt.
Aus der Vision der Einzelkennzeichnung von Artikeln hat das Unternehmen Prismade Labs aus Chemnitz Entwicklungspotential abgeleitet und nach Wegen gesucht, eine preiswerte und nachhaltige Kennzeichnung anzubieten. Die Idee basiert auf der Tatsache, dass heute jeder Mensch ein Smartphone bei sich trägt, das als Multifunktionsgerät über Display, Kamera, Mikrofon, Lautsprecher und viele verschiedene Schnittstellen verfügt. Warum also jedes Einzelprodukt mit Funktionen ausstatten, über die ein Lesegerät in der Tasche des Verbrauchers ohnehin verfügt.
Nun heißt es, die Produkte, Verpackungen oder Dokumente mit einem Code auszustatten, den das Smartphone erfassen kann. Die benötigten elektrisch leitfähigen Strukturen entstehen in der Druckmaschine, integriert in den ohnehin erforderlichen Druckvorgang, unter bekannten Gegebenheiten und gewohnten hohen Produktionsgeschwindigkeiten. Beliebige Druckverfahren kommen in Frage: Offset‑, Tief‑ und Flexodruck, Versuche wurden auch mit Siebdruck und Inkjet durchgeführt. Als Druckfarbe kommt u.a. kohlenstoffbasierte Farbe zur Anwendung, die ohne Probleme dem Recycling-Kreislauf zugeführt werden kann.
Ohne Einschränkung ihrer Funktionsfähigkeit können die Strukturen überdruckt, mit Etikett abgedeckt werden oder auf Innenseite einer Packung angeordnet werden. Es handelt sich somit um einen versteckten, unsichtbaren Code.
Zum Auslesen der gedruckten Strukturen wird das Objekt, zum Beispiel Schachtel, Etikett oder Dokument, mit dem Display des Smartphones in Kontakt gebracht. Der gedruckte Code gilt als Schlüssel zum Zugang von Informationen, die in einer Datenbank hinterlegt sind.
Für den Verbraucher bietet diese Technologie eine einfache, zeit- und ortsunabhängige Möglichkeit, um beispielsweise die Originalität eines Produktes zu verifizieren. Die Prismade Labs bietet ihren Kunden kopiergeschützte Markierung für Textilien, Uhren und andere Produkte an, die im Gegensatz zu heute üblichen Hologrammen durch den Konsumenten zweifelsfrei verifizierbar ist. Zudem können Zusatzinformationen zu erklärungsbedürftigen Produkten abgerufen werden. Für den Hersteller bietet die Technologie die Möglichkeit direkt mit dem Endkunden in Kontakt zu treten und darüber hinaus z. B. Produktbewegungen und Graumarktware zu erkennen.
Weitere Anwendungsbeispiele der Technologie liegen in der Verifizierung von Dokumenten und ID-Karten sowie in den Bereichen Lotterie und interaktiven Spielen.
Abschließend zu ihren fachlichen Ausführungen gab die Referentin einen kurzen Einblick in die Firma Prismade Labs GmbH und den Weg der beiden Gründer bis heute. Dem Vortrag schloss sich eine rege Diskussion zu diesem spannenden Thema aus der Druckbranche an.
Interesse am Thema geweckt? Prismade sucht Mitarbeiter, Praktikanten, Werkstudenten und hat Themen für Abschlussarbeiten parat. Anfragen bei Prismade Labs.
Text: Inés Heinze