Digitaldruck und Inline-Veredlung mit Wow-Effekten
04.07.2019
Referent: Roland Fauteck, Xerox GmbH, Neuss
Der Blick auf den Tisch mit edlen Druckmustern macht neugierig auf einen Vortrag, in dem es um „Wow-Effekte“ in der Printproduktion geht. Der Druck werde immer mehr zur Massenware, beginnt Roland Fauteck, Xerox GmbH, Neuss, seinen Vortrag. Laut Marktanalysen werden dem tonerbasierten Digitaldruck jährlich 25 Mrd. A4-Seiten prognostiziert. Da heißt es, Mehrwert zu generieren und sich abzusetzen. Die Xerox® Iridesse Production Press, seit etwa einem Jahr auf dem Markt, bietet neben hervorragender Druckqualität hierfür verschiedene Möglichkeiten.
Darüber berichtet in einem Einstiegsvideo, hinterlegt mit lustiger Musik, auch ein beeindruckter Digitaldrucker aus Great Britain, der begeistert von den „fantastic functions“ seiner Iridesse schwärmt. Einfach „amazing“.
Seit etwa einem Jahr ist die Maschine auf dem Markt. In den ersten sechs Monaten wurden in Deutschland bereits 26 Systeme installiert. Vor allem Online-Druckportale und Fotobuchhersteller zeigen Interesse, aber auch für Copyshops sei die Maschine mit ihren Möglichkeiten ein Erweiterungspotential für das Produktportfolio.
Der Schlüssel für eine hohe Druckqualität – ein erstes edles Merkmal – wird im Toner gesehen. Die Tonerrezepturen wurden deshalb von allen Herstellern verbessert. Mit 4,7 µm Partikelgröße liegt ein sehr feiner Toner vor, der eine Auflösung von 2.400 dpi erlaubt. Dieser neue Toner bietet einen nochmals größeren Farbraum beim üblichen Vierfarbdruck. Pantone-Sonderfarben können gut simuliert und als reine, naturgetreue Farben übertragen werden.
Durch zwei zusätzliche Farbwerke – eines vor und eines nach den CMYK-Tonerwerken – können verschiedene Veredelungseffekte erzielt werden, visuelle als auch haptische. Mit diesem Underlay-Overlay-Konzept lassen sich Weiß, Clear (Transparenttoner) und Metallic Silber und Gold unterschiedlich kombinieren. Veredelung ist in einem Druckgang bei hoher Präzision der Farbübertragung möglich.
Welche Effekte können konkret erzielt werden? Hier einige Beispiele, die auch als Muster anschließend in Augenschein genommen werden konnten:
- Im ersten Farbwerk wird mit Metallic Silber bzw. Gold unterdruckt. Anschließender Vierfarbdruck und Clear-Überdruckung liefern irisierende Metalliceffekte unterschiedlichster Farbtöne.
- Auch farbige und schwarze Bedruckstoffe lassen sich mit changierenden Tönen überziehen und weißen Motiven versehen. Wird in die erste und sechste Station weißer Toner eingesetzt (Doppelweiß), erhöht sich die Deckung für strahlende Abbildungen.
- Haptische Effekte spielen eine zunehmende Rolle in unserer digitalen Welt. Durch mehrfachen Auftrag des Clear-Toners lassen sich fühlbare Strukturen darstellen. Der Aufwand ist allerdings nicht zu unterschätzen; die vorgelegten Beispiele wurden sieben mal durch die Maschine geführt – dazu wurde der Stapel siebenmal manuell zwischen Auslage und Anleger gewechselt. Die erzielte Gesamtschichtdicke liegt bei rund 30 µm.
- So wie generell individualisierte Erzeugnisse digital gedruckt werden, kann damit nun auch eine individuelle Veredelung einhergehen. Es lassen sich Einladungen, Kalender oder Verpackungen personalisieren, beispielsweise, um dem Käufer eines Fahrzeugs seine Schlüssel in individueller Faltschachtel zu überreichen.
- Aufgrund einer hohen Druckauflösung sind kleinste Schriftgrade druckbar. Mittels Software können Texte generiert werden, die für Dokumente Fälschungs- und Kopierschutz bieten. Der Druck ist auch mit Metallic-Toner möglich. Ein Beispiel, leider nicht als Muster zur Anschauung verfügbar gewesen, ist ein A3-Bogen, der mit 200.000 Zeichen bedeckt sein soll. Im Vergleich: dieser Artikel besteht aus 5.710 Zeichen, inklusive Leerzeichen, die bei einer 11-Punkt-Schrift ungefähr 1,5 A4-Seiten bedecken.
Veredelung kommt nur dann richtig zur Geltung, wenn höchsten Qualitätsansprüchen genügt wird. Auch dafür sieht die Iridesse Maßnahmen vor. So verfügt sie über verschiedene Mess- und Regelmöglichkeiten, zum Beispiel eine automatische Dichtekorrektur zwischen Bogenvorder- und Bogenhinterkante sowie seitlich, außerdem existiert eine automatische Registersteuerung für Schön- und Widerdruck.
Zur automatisierten Qualitätsverbesserung werden softwareunterstützte Vorstufenmaßnahmen genutzt. Diese dienen unter anderem zur Optimierung der Motivschärfe, Kantenglättung bei Buchstaben (Anti-Aliasing-Effekt) und Verhinderung eines Zulaufens von Negativschriften.
Ein Blick in die Zukunft verspricht weitere Anwendungen im Bereich Funktionsdruck, Smarte Verpackung und Tonerentwicklung für Sicherheitsanwendungen. Die Zuhörer dürfen gespannt sein auf die Drupa 2020.
Xerox – made to think. Ja, es war eine Fülle von Informationen, über die es sich unbedingt nachzudenken lohnt. Auch Fragen ergeben sich schnell, so nach der Temperaturstabilität der Tonerschicht, wenn nachfolgende Verarbeitungsschritte mit erwärmten Werkzeugen vorgenommen werden. Bis 160 °C sei das kein Problem für das Druckbild.
Der Digitaldruck hat ein schlechtes Recyclingimage; wie sieht es bei den Iridesse-Drucken aus? Xerox ist hier ganz gut unterwegs. Der Trockentoner schlägt nicht weg, das ist ein großer Vorteil. Er ist nur mit der Bedruckstoffoberfläche versiegelt und lässt sich – verglichen mit Inkjet-Tinte, die in das Papier wegschlägt – einfach entfernen.
Werden Sonderfarben rezeptiert, zum Beispiel das Coca-Cola-Rot? Nein, Sonderfarben müssen so gut wie möglich aus den Grundfarben CMYK zusammengestellt werden. Es lohnt sich aus betriebswirtschaftlichen Gründen nicht, Sonderfarben zu mischen. Wenn es der Markt allerdings einfordert, werden Sondertoner kommen.
Text: Inés Heinze